Impuls für die Gebetskette am 24. Mai 2020

 

Am heutigen Sonntag endet unsere Gebetskette während der Coronazeit, denn ab dem kommenden Sonntag können wir wieder gemeinsam in unseren Kirchen Gottesdienste feiern. Wie in anderen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens kehrt nun auch in der Kirche ein Stück an Normalität zurück. Wie gesagt, nur ein Stück Normalität, denn die Abstandsregelungen, Mundschutzpflicht, das Verbot des Singens in Räumen, all das wird uns bei unserer Sehnsucht nach „Normalität“ ganz schön zu schaffen machen. Dennoch wollen wir es wieder wagen.

Sicherlich hat der Ausfall der Gottesdienste oder der Ausfall der Möglichkeit einen Gottesdienst zu besuchen, manche Gedanken in uns freigesetzt. Vielleicht habe ich mich mal gefragt, was es mir eigentlich bedeutet, mit anderen zusammen „live“ Gottesdienst zu feiern? Was ist da anders als beim Fernsehgottesdienst oder beim livestream im Internet? Welche Bedürfnisse konnte ich durch diese virtuellen Angebote in den letzten Wochen nähren und welche blieben auch offen?

Wie wichtig ist es für mich, meinen Glauben in Gemeinschaft zu leben? Zu spüren: da sind noch Andere mit mir unterwegs. Was bedeutet es mir, mit Anderen im  Vertrauen in Gottes bergende Macht unterwegs zu sein? Miteinander als Gemeinde Gottes unterwegs zu sein?

Wann stellen wir uns schon mal  solche Fragen? Das war bislang alles so selbstverständlich.

Und auch in anderen Bereichen unseres Lebens stellen wir nach der Erfahrung dieser Corona-Wochen vielleicht neue, grundsätzliche Fragen: was bedeutet mir meine Familie, meine Freund*innen? Was war für mich in dieser Zeit wesentlich? Und worauf konnte ich auch gut verzichten? Welchen Wegfall  habe ich sogar als entlastend erfahren? 

Vielleicht ist jetzt nicht die Zeit der Rückkehr zur Normalität um jeden Preis. Vielleicht lohnt es sich, jeden Schritt genau zu bedenken. Wie wichtig ist mir diese oder jene langjährige Lebensgewohnheit? Was möchte ich vielleicht in Zukunft anders leben, noch bewusster leben, intensiver leben? Wo möchte ich mein Konsumverhalten überdenken und stärker zur Bewahrung unseres Klimas beitragen? Und wo bin ich auch von Herzen froh, wenn es wieder so sein kann wie vorher?

„Siehe, ich will etwas Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich werde eine Straße durch die Wüste legen  und lasse dort Ströme fließen!“, verheißt Gott seinem Volk.  (Jesaja 43,19) Hören wir diese Worte in diesen Wochen noch einmal ganz neu und gestalten wir mit dieser Verheißung im Gepäck unsere nächsten Schritte!!!

Friederike Wilberg, Pfarrerin