Impuls für die Gebetskette am 22. März, 18 Uhr

Große Verunsicherung hat sich über uns gelegt. Leben, so wie wir es kennen und lieben, mit seinen gewohnten Abläufen, mit all seinen Möglichkeiten, ist gerade nicht möglich.

  • Menschen in heilenden, pflegenden, helfenden und versorgenden Berufen sind stark gefordert und werden es in den nächsten Wochen noch mehr sein.
  • Andere versuchen ihre Arbeit aufrecht zu erhalten, Zuhause oder in veränderter Form. Andere müssen ihre Arbeit ruhen lassen und fürchten um ihr Auskommen.  
  • Familienleben rund um die Uhr muss gestaltet werden ohne die üblichen Betreuungsmöglichkeiten.
  • Andere sind vielleicht allein an ihre Wohnung gefesselt, vielleicht der Einsamkeit ausgeliefert.

Wir sind aus der Bahn geworfen. Reduziert auf das Notwendige. Geworfen auf uns selbst. Kein Ausweichen ist möglich: mir selbst nicht, den Menschen um mich herum nicht, aber auch den zentralen Fragen nicht: Was ist wirklich wesentlich für mich? Was brauche ich in diesen schwierigen Wochen? Was trägt mich und was hält mich,  auch, wenn sich Angst in mir breit macht?

Nach Heilung rufen wir: nach Verschont werden oder Gesundwerden vom Virus, aber auch nach Heilung von dem, was sich alles an Unheilvollem in unserem Leben und in unserer Welt entwickelt hat. Für viele von uns ist jetzt Zeit, innezuhalten und darüber nachzudenken, ob wir unsere Prioritäten weiterhin so setzen wollen wie bisher, ob wir wirklich so weiterhetzen und hasten wollen, ob wir auch weiterhin dem Konsum so viel Macht über uns geben wollen, ob wir wirklich weiterhin unsere Welt so weiter ausbeuten wollen.

Heilung geht über das Gesundwerden hinaus. Es bezieht unser ganzes Leben, Körper, Geist und Seele mit ein.

„Heile mich, Gott, so werde ich heil! Hilf du mir, dann ist mir geholfen!“ (Jeremia 17,14)

Konkret könnte das für uns heißen: Nehmt diese verordnete Auszeit an. Nutzt sie für euch! Haltet inne! Weicht euren Fragen, euren Unsicherheiten und Ängsten nicht aus! 

Unser Bibelwort will uns auf die Spur bringen  zu der Quelle, aus der wir leben. Zu unserer göttlichen Quelle, die uns auch in Corona-Zeiten nähren will. Die uns einlädt zu vertrauen und uns nicht unseren Ängsten zu überlassen. Die uns einlädt, gemeinsam Wege der Heilung zu suchen für unsere Gesellschaft, für die gesamte Schöpfung, für unsere Welt.                                                                                                                                            Friederike Wilberg, Pfarrerin